Farbe Transportiert Empfindungen

Die Ausstellung "Mysterium Farbe mit Werken von Gabriele Vallentin und Peter Wittstadt ist bis zum 2. November in der Neuen Galerie in Kloster Bronnbach zu sehen. Bei den Vorbereitungen zur Vernissage sei ihm wieder aufgefallen, "wie sehr uns doch im Alltag die Farbe ganz direkt oder auch nur assoziativ begleitet", betonte Dr. Matthias Wagner in seiner Begrüßungsrede am Freitag vor einem großen Kreis Kunstinteressierter in Kloster Bronnbach.

Für das Ausstellungsthema "Mysterium Farbe" gingen weit über 200 Bewerbungen aus dem ganzen Bundesgebiet ein, was die Arbeit der Jury des Künstlerarbeitskreises besonders aufwendig gemacht habe.

 

kontrastreiche wirkung

Es sei daher umso erfreulicher, dass man in Bronnbach mit Gabriele Vallentin aus Freiburg und Peter Wittstadt aus Karlstadt- Laudenbach zwei Künstler zu Gast habe, die dem Betrachter "Farbe" mit zwei verschiedenen Sujets in den so häufig grauen Alltag bringen. Gerade in einem ehemaligen Zisterzienserkloster, zumindest bis zum Barock farblich eher zurückhaltend, entfalten Farben eine kontrastreiche, besondere Wirkung, so Wagner.

"Künstler sind Augenmenschen. Sie erfühlen, ertasten, prüfen, erfahren, erkennen die Welt vorwiegend durch den Sehsinn", so die Kunstexpertin Susanne Holst-Steppat, bei der Vorstellung der beiden Künstler. Dies treffe in besonderem Maße auf jene Künstler zu, die sich mit Farbe beschäftigen, einer optischen Erscheinung, die wie keine andere imstande sei, Gefühle, Empfindungen und Erinnerungen zu transportieren.

"Gabriele Vallentin scheint regelrecht in der Farbe zu schwelgen", wie Holst-Steppat weiter betonte. Ihre mit pulsierenden, tiefräumlichen Farbfeldern bedeckten Bilder seien ein Farbgenuss für die Augen, ein kulinarisches Seherlebnis, vergleichbar mit einem guten Aroma für den Gaumen.

Ihre Arbeiten ermöglichten es dem Betrachter, sich auf die Farbe einzulassen, sie mit eigenen Assoziationen zu verknüpfen, sich in ihr in einer Art meditativem Rausch zu versenken, so die Rednerin in ihrer Ausführung.

Peter Wittstadts Werkgruppe der farbigen Plastiken sei auf einer Basis von schon bestehenden plastischen Werken entstanden, die bereits Teil seines bildhauerischen Schaffens sind. Nach Jahren nehme der Künstler frühere Arbeiten wieder hervor, lasse gelegentlich Neugüsse anfertigen und bearbeite sie neu - mit Hilfe von Farbe.

 

schaffensprozess

Für den vielseitigen Künstler, der sich auch auf dem Gebiet der Zeichnung und der Malerei bewege, sei die Farbe kein unbekanntes Medium. Sie sei Mittel zum Zweck, denn der eigentliche Motor für seine Kunst sei die Konzentration auf den Schaffensprozess an sich.

In der neuen Ausstellung seien zwei sehr gegensätzliche künstlerische Auffassungen vereinigt. Nicht nur vom Umgang mit Farbe her gesehen, sondern auch die künstlerische Praxis an sich betreffend. "Der Betrachter ist nun aufgerufen, sich zwischen beiden Polen zu bewegen", wie Susanne Holst-Steppat abschließend hinzufügte.

Werner Palmert. Fränkische Nachrichten, Bronnbach, 22. September 2014