ARTgerecht, Positionen

...Gabriele Vallentins Farbmalerei wirkt dagegen dynamischer, durch starke Hell-Dunkel-Kontraste. Als kämen uns in der latenten Quadratur ihrer randverwischten Farbblöcke ganze Klangfolgen entgegen. Dies scheint mir bei aller Transparenz der lasierenden Schichten die vorherrschende Bewegung: von Innen nach Außen, ein dynamischer Drift, ein Auf-uns- Zuwachsen unterschiedlicher Farbgewichte. Oder nicht besser: ein schwellender Klang. Zum einen sind es die Farben der Tropen – Nachhall einer Reise nach Mexiko. Vorherrschend die Grüntöne. Zum anderen die Farben des in seiner Fremdheit berauschenden Rajasthan. Auf ihren Reisen durch Nordindien fotografierte Gabriele Vallentin Frauen in ihren Saris, fasziniert von ihrer selbstverständlichen Würde, ihrer natürlichen Grazie. "Nari", "das Weibliche", nennt sie ihre Bilderfolge, die sie als eine farbrhythmische Hommage versteht. Ruhe und Bewegung hält sie darin in spannungsvoller Balance, wobei der Farbe Grau eine stark ausgleichende Kraft zukommt. Luftig leuchtende Farbkissen, visuelle Klänge, deren persönliches Erinnerungspotential sich dem Betrachter allenfalls intuitiv erschließt. Bilder in sanfter Bewegung. Ja es scheint, diese Farbbewegung sei ihr eigentliches Thema.

Anzumerken wäre noch, dass Gabriele Vallentin in diesem Sommer mit dem Kulturpreis der Stiftung Pro Europa geehrt wurde und ihre Bilder zu diesem Anlass bis gestern in der Morat-Stiftung für Kunst und Kunstwissenschaft zu sehen waren.

Stefan Tolksdorf. Eröffnungsrede zur Ausstellung "ARTgerecht, Positionen 1" der GEDOK Freiburg am 3. Juli 2010 (Auszug)